Ein Bonmot von Ronald Reagan & die linken Socken
Und nocheinmal, bitte im Chor das neoliberale Glaubensbekenntnis (was man nicht wissenschaftlich untermauern kann, daran muss man glauben!) – also: molto fortissimo, alle zusammen:
- Wachstum!
- Deregulierung!
- Shareholder Value!
Noch lauter!
Zu diesen drei Schlagwörtern rund um das Thema „weniger Staat“ lieferte einst der „Staats-Feind“ Ronald Reagan 1988 das folgende Bonmot:
„There seem a[n] increasing awareness of something we Americans have known for some time that the ten most dangerous words in the english language are
“Hi, I’m from the government and I’m here to help.”
(zit. nach Klein/Lewy 2015, 26:54 min)
Eigentlich irre, dass ein Staatspräsident den Staat als Feind sieht. Klingt wie ein schlechtes Drehbuch. Aber nun gut, so sind sie, die Neoliberalen. Immer feste druff – und alles wird privatisiert und dereguliert, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Banken zum Beispiel. (Lehman Brothers: geschenkt.) Banken können gar nicht genug dereguliert werden. Denn: Sie wollen unser Bestes. Daher sollten wir ihnen möglichst uneingeschränkt freien Lauf lassen und Billiarden-Spielgeld in Sekundenbruchteilen quer über die Erdscheibe hin- und herschieben lassen. Der Markt wird es schon regeln. Er wird regeln, dass
- wir zugunsten unserer Informationsgesellschaft künftig eine bessere Bildung in Kindergärten, Schulen und Unis etc. bekommen,
- es keine Armut mehr gibt auf der Welt,
- unsere Gesellschaft aus lauter zufriedenen Arbeitsnehmern besteht,
- wir alle bezahlbaren Wohnraum in den Städten finden,
- wir gesündere Dinge auf den Teller bekommen statt fettiger Billig-Fertignahrung,
- alle Kindergärten in Deutschland endlich ausreichend ErzieherInnen anstellen,
- Lobbyisten sich gleichermaßen edelmütig und uneigennützig für das Klima einsetzen,
- die Renten steigen und
- in politisch brisanten Gegenden mehr Wohlstand, Gerechtigkeit und demokratische Rechtssicherheit einkehren.
Der Markt wird das alles regeln! Und komische Ideen abseits dieses Marktidealismus sind folglich: rote Socken-Gedankenkitsch, links und somit fast schon Sozialismus.
Stop.
Interessant erscheint mir dazu ein Gedanke des Spiegel-Autors Thomas Fricke in seiner Kolume mit dem jetzt wohl überraschenden Titel „Die Zukunft liegt links“ zu sein:
„[N]ach dem Zweiten Weltkrieg gab es – auch als Lehre aus dem in den Dreißigerjahren schon einmal gescheiterten, naiven Wirtschaftsliberalismus – einen ziemlich weitgehenden Konsens darüber, dass es etwa für Banken eine strikte Kontrolle braucht, Wechselkurse besser offiziell festzulegen sind (um Spekulation zu stoppen) und nicht überall immer alles dereguliert werden musste. Und damals regierten in Deutschland ja auch keine Linksradikalen, sondern ein gewisser Konrad Adenauer und ein Ludwig Erhard.“ (Fricke 2018)
Wow. Es braucht immer einen Mutigen, der die Wahrheit ausspricht.
PS: Liebe Neoliberalisten, ich warte immer noch auf die: blühenden Landschaften.
Quellen:
- Klein, Naomi und Lewis, Avi (2015): This Changes Everything. Film-Doku inspiriert durch Naomi Kleins Buch This Changes Everything: Capitalism vs. the Climate, deutscher Titel: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima. Filmminute: 26:54.
- Fricke, Thoma (2018): „Künftige Wirtschaftspolitik. Die Zukunft liegt links.“ in: DER SPIEGEL, 7.9.2018, online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/aufstehen-mit-oder-ohne-sahra-wagenknecht-die-zukunft-liegt-links-a-1226965.html (Abrufdatum 14.9.2018)
Film-Empfehlung zum Thema „Privatisierungen“:
- Opitz, Florian (2006): Der große Ausverkauf. Film-Doku.
In diesem Film gibt es – neben vielem anderen – eine Szene, die das absolut perfekte Symbol dafür ist, warum Privatisierungen in bestimmten Bereichen so gar keine gute Idee sind… Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass jeder Zuschauer exakt wissen wird, welche Szene ich meine.